Im Frühjahr 2023 hat die Sanierung des Uttumer Kirchturms begonnen.
Es ist das dritte Großprojekt der Kirchengemeinde nach dem Guss einer neuen Glocke im Jahr 2013 sowie der Orgelrestaurierung im Jahr 2020. Wir berichten auf dieser Seite gelegentlich über den Fortgang der Arbeiten.
Nicht allein das Mauerwerk wird saniert

Es ist ganz klar: Das Hauptaugenmerk der Kirchturmsanierung gilt für*s Erste dem äußeren Mauerwerk. Doch da das Baugerüst nun mal steht, bietet es sich an, den Blick auf jene Dinge zu richten, die auch zum Kirchturm gehören. Sie befinden sich in schwindelnder Höhe. Und so gut sie auch zu sehen sind: Erreichen kann man sie ohne Gerüst nicht.
Da ist zum einen das Zifferblatt der Uhr. Golden leuchten Zeiger und die Stundeneinteilungen in der Sonne, aber aus der Nähe betrachtet ist nicht alles Gold, was glänzt. Das Blattgold ist verwittert und an zahlreichen Stellen abgeplatzt. Dank einer Spende wird das Zifferblatt nun auf Hochglanz gebracht.
Da ist zum anderen die Wetterfahne mit Hahn. Im Jahr 2008 hatte ein Sturm das „Toornhahntje“ von der Spitze des Turms in die Tiefe geweht. Einigermaßen unbeschadet wurde der Hahn - ebenfalls Dank einer Spende - mit Blattgold belegt und unter großem Hallo auf seinen alten Platz zurückbefördert. Die 15 Jahre seither sind auch an ihm nicht spurlos vorübergegangen und also werden Wetterfahne und Hahn in einer Werkstatt auf Vordermann gebracht. So lange ist die Turmspitze verwaist.
Nicht obenan auf der Liste der zu erledigenden Arbeiten stehen die Schallluken auf allen vier Seiten des Turms. An die Bretter gelangt man auch von der Innenseite des Turms, Doch von außen ist viel besser zu sehen, dass so manches Brett gerissen oder morsch ist. Hier Hand anzulegen ist jedoch aus einem anderen Grund nicht so einfach. Holzart, Brettstärke, Neigungswinkel: all das will sorgfältig ausgewählt und abgewogen sein, denn es hat maßgeblichen Einfluss auf Klang und Reichweite des Geläuts.
Ungewohnt nahe kommt man Dank des Baugerüsts letztlich der Uhrschlagglocke. „Katharina“ heißt sie und stammt aus dem Jahr 1444. Dass sie in diesen Tagen nicht ertönt, ist nicht ihre Schuld. Denn bei allem Alter gibt es an ihr nichts zu tun als ein Foto aufzunehmen.
Nicht unerwähnt bleiben darf der herrliche Blick in die Weite der ostfriesischen Landschaft, der sich vom Baugerüst aus bietet, je höher man steigt. Augenblicklich genießen ihn vor allem die fleißigen Maurer - wenn sie sich denn die Zeit dafür nehmen. Doch nach Abschluss ihrer Arbeit wird es sein wie in den Jahrhunderten zuvor: Allein „Toornhahntje“ schaut von seinem Spitzenplatz rundum in die Nähe wie in die Ferne. Er ist ein bisschen stolz darauf. Und so darf man zweifeln, ob er eine Webcam an seiner Seite dulden würde, wie es sie mittlerweile zuhauf an so vielen Orten und Plätzen in aller Welt gibt.
09. September 2023 Text und Fotos: Hartmut Schaudinn
Wetterfahne und Hahn sind in der Werkstatt, der Katharinenglocke fehlt es an nichts, einige Schallbretter sind verwittert.
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"Es wird dauern"
Es ist Mitte August und die Arbeiten am Turm sind einige Monate schon im Gange. Ein Blick durch die Sicherungsnetze des Baugerüsts hindurch lässt erkennen, dass an zahlreichen Stellen an der Westseite des Turms die Erneuerung des Mauerwerks bereits vollzogen ist. Doch es ist und bleibt ein mühsames Unterfangen. Reste von Mörtel liegen auf den Gerüstböden, hier und da sind aussortierte Mauersteine aufgehäuft, roter Staub rührt vom passgenauen Zuschneiden der Mauersteine her und überzieht fast die gesamte Westwand.
„Noch ist es ja angenehm, hier draußen zu arbeiten“, sagt einer der Mitarbeiter des mit den Arbeiten beauftragten Unternehmens. Und er hat recht: Die fast europaweite Sommerhitze hat unsere Region bisher verschont. Die Durchschnittstemperaturen liegen sogar knapp unter dem langjährigen Mittel, hat die Emder Wetterstation berechnet. Doch der Herbstanfang ist nur noch einen Monat entfernt, „und dann kann es hier oben auf dem Gerüst ungemütlich werden“. Und erst recht, „wenn es in den Winter hineingeht“, so setzt besagter Mitarbeiter seinen Gedankengang fort.
Sie werden also noch geraume Zeit andauern, die Arbeiten am Turm, wahrscheinlich länger, als manch eine/r im Vorfeld dachte. Und ist das Werk außen einmal vollendet, dann geht es innen weiter. Wie lange es ehedem gedauert hat, den Turm zu errichten? Genaue Zahlen sind nicht überliefert. Doch zweifellos hat sein Bau mehrere Jahre gedauert.
18.08.2023 Hartmut Schaudinn
Foto links: bereits sanierter Abschnitt.
Foto rechts: Der Maueranker ist wieder eingefasst.
Foto links: ein provisorisch eingefügter Stahlträger verhindert, dass das darüberliegende Mauerwerk nachrutscht
Foto rechts: aussortiert!
Fotos: Hartmut Schaudinn
Gelegentlich poltert es recht laut vom Kirchturm her durch das Dorf. An einigen Stellen muss die Außenschale des Mauerwerks entfernt werden. Nicht immer gelingt das Klinker für Klinker, sondern es brechen durchaus größere Partien auf einmal heraus. Die Arbeit ist mühsam und erfordert zugleich ein gehöriges Maß an Umsicht.
Einen Eindruck vermitteln die abgebildeten Fotos. Links ist ein langgezogener Spalt zu erkennen. Hier ist ein stark verwittertes Sandsteinband entfernt worden. Ein neues Band wird derzeit in der Werkstatt angefertigt.
Auf dem Foto rechts ist erkennbar, wie die Außenschale Stück für Stück als Verblender wieder hochgezogen wird. Der Raum dahinter wird mit kleineren, normalen Ziegel vollgemauert, so dass wieder ein massive Mauer entsteht. Gut sichtbar sind auch die quer gemauerten Steine (Taschen) die zur Verbindung der Vormauersteine mit den Hintermauersteinen dient.
18.06.2023 Text und Fotos: Hartmut Schaudinn / Christian Janssen
Turmsanierung: Der Maueranker hält

Der Maueranker hält - wenigstens er, wenn auch alt und rostig geworden. Das umliegende Mauerwerk hingegen muss weichen. Stück für Stück wird es abgetragen. Der zutage tretende Mörtel ist krümelig und locker wie Sand. Duft steigt auf, feucht und muffig. Und es ist kein Wunder: Der Kirchturm weist eine Neigung nach Osten hin auf. Bei Regen rinnt auf der gegenüberliegenden Westseite das Wasser Stein für Stein und Fuge für Fuge den Turm hinab. Und natürlich findet es über die Jahrzehnte und Jahrhunderte hinweg auch seinen Weg in das Mauerwerk hinein. Frost und Hitze bewirken auf die Dauer ein zerstörerisches Werk.
Schon einmal sind Teile des Turmmauerwerks herausgebrochen. Das soll sich nicht wiederholen. Damals kam kein Mensch zu Schaden, und genauso heute müssen die Friedhofsbesucherinnen und -besucher vor Gefahr geschützt werden. Doch das Einfügen des neuen Mauerwerks ist nicht minder mühsam als das Herauslösen des alten. Und es wird dauern!
Die für die Turmsanierung erforderlichen Ziegel sind ein Sonderformat. Sie werden eigens vom Ziegelwerk Schüring in Gescher gebrannt. Die Kirchengemeinde lädt zur Besichtigung dieser Ziegelei ein. Die Busreise erfolgt zu einem späteren Zeitpunkt.
04.06.2023
Text und Foto: Hartmut Schaudinn
Unverpackt war gestern

Wer bei der Bezeichnung „unverpackt“ an einen neuen Verkaufstrend bei Supermärkten denkt, liegt im konkreten Fall falsch. Denn die Rede ist von Uttums Kirchturm. Sieben Arbeitstage vom frühen Morgen bis zum späten Abend hat es gedauert, bis er von unten bis oben von einem Baugerüst umgeben war. Als „Sahnehäuchen“ wurde das Gerüst mit Kunststoffbahnen ummantelt.
Das ganze Werk ist keine Hommage an die Verhüllungsprojekte des Künstlerpaares Christo und Jeanne Claude, sondern dient im Rahmen der Sanierung des Kirchturms der Arbeitssicherheit sowie dem Schutz von Friedhofsbesucher*innen. Mauersteine müssen ausgewechselt werden, Fugen werden ausgekratzt und erneuert: Da wird mancher Schutt zu Boden fallen. Also war mit gutem Grund unverpackt gestern.
Gerne darf man den Bogen noch weiter spannen. Zuletzt umfassend saniert wurde der Kirchturm in der ersten Hälfte der 1930er Jahre, nachdem zuvor große Teile seiner Westmauer eingestürzt waren. Wie Schwarzweißaufnahmen belegen, waren Baugerüste in jener Zeit noch aus anderem Holz als heute - und das im wahrsten Wortsinn und ohne jede Verhüllung. Und wie sich die Generation 60+ erinnern wird, sind unverpackte Lebensmittel und weitere Waren auch beim einstigen Tante - Emma - Laden die Regel gewesen.
Schaut man in die Zukunft, so wird der Uttumer Kirchturm in einigen Monaten wieder enthüllt werden. Der übrige Verpackungsmüll dürfte hingegen nicht so schnell aus der Welt sein.
22. Mai 2023 Hartmut Schaudinn
Kirchturmsanierung wird sichtbar

Innen wie außen sind umfangreiche Maßnahmen zum Erhalt des Uttumer Kirchturms erforderlich. Denn seine letzte umfangreiche Sanierung ist vor rund 90Jahren erfolgt. Im Jahr 1931 war ein Großteil der Westmauer herausgebrochen und der gesamte Turm war einsturzgefährdet. Das soll sich nicht wiederholen.
Mitte März 2023 begannen die Arbeiten im Inneren des Turms. Einen sichtbaren Eindruck davon konnte nur gewinnen, wer sich - vornehmlich durch das Kirchenschiff hindurch - seinen Weg in den Turm suchte und die Bodeneinzugstreppe in den ersten Zwischenboden des Turms hinaufstieg. Doch wer macht das schon und wer hat die Gelegenheit dazu? Und so viel zu sehen gab es auch nicht. Fugen wurden ausgekratzt. Eine mühsame Arbeit!
Das hat sich seit dem 8. Mai 2023 geändert. Vom frühen Morgen bis zum späten Abend sind Gerüstbauer am Werk. Meter für Meter geht es um den Turm herum wie genauso in die Höhe. Die Gerüstbauer arbeiten mit anderen Materialien als noch vor 90 Jahren. Schweißtreibend ist ihre Tätigkeit gleichwohl, zumal an diesem schönen Maitag die Temperaturen erstmals in diesem Jahr die 20 Grad Marke knacken.
08.03.2023 Hartmut Schaudinn
Turmsanierung beginnt im Frühjahr 2023
Fast 500 Jahre reckt sich der Turm der Uttumer Kirche dem Himmel entgegen. Läuft man darum herum und lässt den Blick hin und her und auf und ab schweifen, so macht er für sein Alter einen passablen Eindruck. Solange hat er Wind und Wetter getrotzt: Warum soll er nicht noch einmal 500 Jahre überdauern?
Doch der Eindruck täuscht. Unübersehbar ist seit jeher die Neigung des Turms zum Kirchendach hin. Große Maueranker und mit Beton verschmierte Risse im Gemäuer zeugen davon, dass „Bewegung“ im Turm war und immer noch ist. 1931 ist ein großer Teil der Westmauer herausgebrochen, wenn man so will: auf Ansage. Ob Kirchengemeinde, Ev.-ref, Landeskirche oder Denkmalschutz: allerorten war seinerzeit und nicht erst seit gestern bekannt, dass der Turm akut gefährdet war. Ebenso fehlte es allerorten an Geld, die erforderlichen Massnahmen zum Schutz des Turms in Angriff zu nehmen. Die Kirchengemeinde wurde darauf verwiesen, es läge an ihr, tätig zu werden. Doch sie konnte es mangels finanzieller Mittel am Wenigsten. Und eines Tages war es zu spät
Das sollte sich nicht wiederholen. So veranlasste der Uttumer Kirchenrat im Jahr 2015 vorsorglich die Erstellung eines Gutachtens zum Zustand des Kirchturms. Beauftragt wurde der Architekt Ejnar Tonndorf (Oldenburg). Seinem geübten Auge und Sachverstand fielen so viele Mängel und Schäden auf, dass er in seinem Bericht vom Januar 2016 formuliert: „Heute zeigt der Kirchturm Uttum vor allem an den Außenfassaden wieder größere Schäden und Risse. Da der Turm 1930 (richtig ist 1931, doch viele Quellen enthalten das falsche Datum) fast komplett eingestürzt wäre, sollten die neu aufgetretenen sichtbaren Schäden am Turm ein ernstes Warnsignal sein“.
Nichts wie ran, könnte man meinen, doch die Bilder gleichen sich: Die finanziellen Dimensionen der erforderlichen Massnahmen überschritten die Möglichkeiten der Kirchengemeinde Uttum wiederum bei Weitem. Rund sieben Jahre dauerte es, Unterstützer*innen ins Boot zu holen, von Denkmalpflege und -schutz über die Evangelisch - reformierte Gesamtkirche bis hin zu Stiftungen. Im jüngsten Uttumer Gemeindeblatt (Heft 2, Februar/März 2023) endlich ist zu lesen, die Aufträge seien vergeben und die Arbeiten sollten im März beginnen.
Wir werden weiter berichten!
14.02.2023 Hartmut Schaudinn
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