Ins Licht gesetzt
„FESTiVAL OF LIGHTS“: Dieser Titel ist bereits vergeben. Er steht für das alljährlich im Oktober in Berlin stattfindende Lichtkunstfestival. Nationale und internationale Künstlerinnen verwandeln die Hauptstadt in eine große, leuchtende Bühne. In diesem Jahr wird die Veranstaltung vom 06.-15. Oktober unter dem Motto „Colours of Life“ durchgeführt.
Im fast identischen Zeitraum ereignen sich fernab der Hauptstadt die „3. Krummhörner Lichtertage“. Das klingt nicht nur unspektakulärer als in Berlin, sondern das ist es auch. Wo dort von „Festival“ gesprochen wird, geht es hier deutlich beschaulicher zu. Es gibt kein großartiges kulturelles Beiprogramm, keine Events und keine Happenings. In Szene gesetzt werden vornehmlich die zahlreichen historischen Kirchen. Über sie flackert keine Lichtshow hinweg, sondern ganz in Ruhe werden sie in verschiedenen Farben angestrahlt. Sind sie bereits bei Tageslicht sehens- und besichtigungswert: Jetzt sind sie es allmal.
Veranstaltet werden die Krummhörner Lichtertage von der Tourismus GmbH Krummhörn - Greetsiel. Die technische Umsetzung obliegt der Derk Drei Veranstaltungstechnik.
Für Orte und Termine: https://www.greetsiel.de/veranstaltungen/krummhoerner-lichtertage
07.10.2023 Text und Fotos: Hartmut Schaudinn
Gemeindefest am 17. September 2023
Ein Gemeindefest mitten im September - mag das gutgehen? Insbesondere im Blick auf das Wetter? Gerne möchte man doch nicht nur in geschlossenen Räumen feiern, sondern auch die Freiflächen rund um Kirche und Gemeindehaus nutzen, gerade so, wie es bei manchem Fest in den vorausgegangenen Jahren der Fall war.
Zwar, eine Einschränkung lässt sich nicht vermeiden: Der Platz im Eingangsbereich des Gemeindehauses ist belegt. Dort stehen und lagern ein Bauwagen sowie allerlei , Gerätschaften und Materialien, die für die Sanierung des Kirchturms benötigt werden. Doch der Gemeindehausgarten, der ist frei zum Aufbau von Tischen und Bänken und die Spielestationen, die zur Unterhaltung von Groß und Klein beitragen sollen.
Und es geht gut. Die Sonne lacht an diesem Sonntag zwar nicht von einem so prächtig blauen Himmel, wie ihn Tage zuvor der Wetterdienst angekündigt hatte. Doch die Bedingungen sind so angenehm, dass die festlich eingedeckten Tische im Gemeindehaus weitgehend unbesetzt bleiben, weil es die große Mehrzahl der Gäste nach dem Gottesdienst in der Kirche ins Freie zieht. Hier wird ausführlich geplauscht und geplaudert, gegessen und getrunken.
Will man einen Vergleich ziehen zu den zahlreichen Veranstaltungen und Events, die am gleichen Tag landauf landab angeboten werden, so darf man formulieren: So ein kirchliches Gemeindefest ist wenig spektakulär. Doch gerade das macht seinen Reiz aus: dass man in Ruhe und mit Zeit einander wahrnimmt und begegnet. Und wenn es also auch kein Großereignis ist, so ist seine Durchführung doch mit viel Arbeit und Mühe verbunden. Zum Glück fehlt es nicht an engagierten Helferinnen und Helfern.
19.09.2023 Hartmut Schaudinn
Gastfreundschaft wird GROSS geschrieben
Es ist noch früh am Tag. Annette Liss wird die in Kürze erwarteten Gäste der Kirchturmtour mit Klängen der historischen Denkmal-Orgel in Uttum empfangen.
Rund 70 Kilometer, 23 Kirchen in 19 Dörfern: So lauten die schlichten Zahlen der 9. Krummhörner Kirchturm - Tour. Um eine Fahrradrundtour handelt es sich bei ihr, und die sportlich orientierten Teilnehmer*innen schauen auf die Uhr, wie lange sie brauchen, um diese Strecke zu schaffen.
Doch die breite Mehrheit geht die Tour gemütlich an. Und das Wetter ist wie gemacht dafür: Die Sonne strahlt vom Morgen bis zum Abend, die Temperaturen sind angenehm, der Wind weht ausgesprochen mäßig und stellt selbst für die immer weniger werdenden Teilnehmer*Innen, die auf ein E-Bike verzichten, keine große Herausforderung dar. Genau so wichtig: An den allermeisten Stationen warten von den ehrenamtlichen Helfer*innen der Kirchengemeinden zubereitete und dargebotene Köstlichkeiten auf sie. ber. Da gibt es hier ein ausladendes Kuchenbuffet, dort die Bockwurst unter der Kanzel, und an nächster Stelle ein Fischbrötchen nebst Krintstuut, belegten Broten und manchem mehr. Tee, Kaffe und kalte Getränke verstehen sich von selbst. Aufgetischt wird draußen vor der Kirchentür, drinnen in den Kirchenbänken und in hübsch dekorierten kleinen Nebenräumen der zumeist großen Kirchen. Und also steigt man gerne vom Fahrrad herunter, greift zu, plaudert miteinander wie mit den Gastgebern und macht sich hernach reichlich und rundum gestärkt wieder auf den Weg. "Ich mache eine kulinarische Fahrradtour", so bringt es eine Teilnehmerin augenzwinkernd auf den Punkt. Sie weiß aus den Vorjahren, welche Leckereien es wo (wahrscheinlich erneut) gibt.
Historische Gotteshäuser, Kanzeln, Orgeln, Gruften, Türme, Glocken und die weite ostfriesische Landschaft: Sie sind das Zile der Krummhörner Kirchturmtour. Doch die Gastfreundschaft der Kirchengemeinden ist mehr als ein Beiwerk der Kirchturmtour und trägt massgeblich zu ihrer Beliebtheit bei.
03.09.2023 Hartmut Schaudinn
Impressionen zur Kirchturmtour
Der Lohn der Mühen nach 70 Kilometern Radtour: Die ausgefüllte Stempelkarte.
Viertel nach zehn war einmal
Es dreht sich nicht nur um neue Gottesdienstzeiten
Mehr als ein halbes Jahrhundert lang war es so sicher wie das Amen in der Kirche: Der sonntägliche Gottesdienst in der Uttumer Kirche beginnt um 10.15 Uhr. Und ebenso sicher war, dass die Predigerinnen und Prediger zuvor um 9.00 Uhr ihren Dienst in der Cirkwehrumer Kirche versahen. Seit August 2023 jedoch beginnt der Gottesdienst in Uttum um 10.00 Uhr. Für sich genommen mag diese kleine Verschiebung des Gottesdienstbeginns keine Rolle spielen. Es steckt aber mehr dahinter.
Eine Folge der Neuordnung der pastoralen Versorgung
Sinkende Zahlen der Kirchenmitglieder und in Folge schrumpfende Gemeinden, dazu unsichere finanzielle Aussichten gaben innerhalb der Evangelisch reformierten Kirche vor Jahren den Anstoß zur „Neuordnung der pastoralen Versorgung“. Pfarrstellen sollten und sollen weiterhin eingespart werden, Gemeinden müssen sich die Dienste der Pastorinnen und Pastoren teilen. Nach dem sowohl der für Uttum und Cirkwehrum zuständige Pastor in 2019 als auch die für Visquard und Groothusen zuständige Pastorin in 2022 in den Ruhestand eingetreten waren, war der Weg für Veränderungen frei. Zum 1. Juni 2023 trat Pastorin Wündisch - Konz ihren Dienst in den Gemeinden Groothusen, Visquard und Uttum an. Manslagt wird zu ihrem Tätigkeitsbereich hinzutreten, sobald die für Pilsum und Manslagt wirkende Pastorin in den Ruhestand geht. Pilsum wird hernach von Greetsiel aus mitversorgt. Und Cirkwehrum?
Cirkwehrum bleibt außen vor
Was die Kirchengemeinde Cirkwehrum betrifft: Da ist noch nichts in trockenen Tüchern. Vorerst, sprich: seit 2019 und bis zum Dienstbeginn von Pastorin Wündisch - Konz taten Predigerinnen und Prediger wie gewohnt ihren sonntäglichen Dienst um 9.00 Uhr in Cirkwehrum und um 10.15 Uhr in Uttum. Offiziell begann die Zusammenarbeit im Jahr 1962. Uttums damaliger Hilfsprediger Klaas Junker war durch den Landeskirchenrat mit der „Versorgung der Gemeinde Cirkwehrum“ beauftragt worden. Faktisch gab es diese „Versorgung“ schon seit 1944/45. Man war also fast 80 Jahre lang auf einem gemeinsamen Weg. Nun aber muss man getrennte Wege gehen.
Nicht mehr jeden Sonntag Gottesdienst an jedem Ort
Anders als für Cirkwehrum ist Uttums pastorale Versorgung gesichert. Doch wo nun eine einzige Pastorin nicht mehr für zwei, sondern für drei bzw, vier Kirchengemeinden zuständig ist, müssen auch die Strukturen angepasst werden. Das betrifft allerlei Tätigkeitsfelder, angefangen beim Konfirmandenunterricht bis hin zu den Geburtstagsbesuchen bei Seniorinnen und Senioren, und eben auch das Angebot von Gottesdiensten. Die beteiligten Gemeinden haben sich darauf verständigt, den sonntäglichen Gottesdienst an allen Orten einheitlich um 10.00 Uhr beginnen zu lassen. Das dadurch Lücken im Predigtplan entstehen, liegt auf der Hand. Und nicht alle Lücken lassen sich durch den geschätzten Dienst von Lektor*innen und Prediger*innen im Ehrenamt schließen.
Wenn also einmal im eigenen Ort kein Gottesdienst angeboten wird heißt es, sich auf den Weg zu den Nachbarn zu begeben, gerade so wie es bei den meisten Krummhörner Dörfern bei Einkauf, Schul- oder Arztbesuch schon viele Jahre üblich ist. Und wie die gerade zu Ende gegangene „Sommerkirche“ gezeigt hat, darf man sich freuen: auf gottesdienstliche Feiern in größerer Runde, auf Begegnung und Gespräch jenseits des eigenen Tellerrands.
7. August 2023 Hartmut Schaudinn
Kirche soll Spaß machen
„Ist schon wieder Weihnachten?“ Man mochte es fast meinen, denn so gut besucht wie an diesem Sonntag, dem 18. Juni 2023 ist der Gottesdienst in der Uttumner Kirchengemeinde für gewöhnlich nur ausnahmsweise, wie zum Beispiel am Heiligen Abend.
Der Anlass diesmal aber war ein ganz anderer: Barbara Wündisch - Konz wurde in in einem Festgottesdienst in ihren Dienst als Pastorin für gleich vier reformierte Krummhörner Kirchengemeinden eingeführt.
Wie aus der Verlesung der Ernennungsurkunde durch den Präses des Synodalverbandes Nördliches Ostfriesland, Pastor Frank Wessels, hervorging, ist Barbara Wündisch - Konz nominell Pastorin der Kirchengemeinden Groothusen und Visquard. Zu ihrem Dienstauftrag zählt aber schon jetzt die vollumfängliche Versorgung der Kirchengemeinde Uttum. Sobald Pilsums derzeitige und auch für Manslagt zuständige Pastorin Thea Bogena in den Ruhestand eintritt, wird Manslagt ebenfalls in den Zuständigkeitsbereich von Pastorin Wündisch - Konz überführt.
„Kirche soll Spaß machen“: Mit diesen Worten beendete die zuvor in Stapelmoor tätige Barbara Wündisch-Konz ihre Einführungspredigt. Und sie sollten nicht als Tribut an die vielfach beschriebene und kritisierte „Spaßgesellschaft“ missverstanden werden, in der Kirche nun kräftig mitmischen sollte durch Events und Happenings jedweder Art. Sie hat sich doch längst geöffnet, ist längst modern geworden, hat viele neue Gottesdienstformen gefunden und allerlei mehr. Sie ist an vielen Orten und in vielen Gemeinden lange nicht mehr die als alt und muffig, als überholt und antiquiert empfundene Institution vergangener Jahre und Jahrzehnte.
Trotzdem schwindet Ihre Bedeutung. Mitgliederrückgang und finanzielle Einbußen führen, wie hier in der Krummhörn, zur Aufhebung seit Jahrhunderten bestehender Pfarrstellen, zur Aufgabe von Pfarrhäusern, und, wer weiß, eines Tages von Kirchen?
Werden ehedem stolze und selbstständige Kirchengemeinden zusammengeführt, wird Personal gespart, so reduzieren sich kirchliche Angebote. Insbesondere die Nähe zu den Menschen in den Gemeinden steht auf dem Spiel. Das trägt nicht eben zur Freude bei. sondern weckt nicht nur bei den engagierten Gemeindegliedern Sorgen und Ängste, wie es wird und wie es weitergeht.
„Kirche soll Spaß machen“. Mit diesem Anspruch tritt die neue Pastorin solchen Befürchtungen entgegen. Mutig und fröhlich sollen sich die Menschen der vier Krummhörner Kirchengemeinden den zugemuteten wie notwendigen Veränderungen stellen. Freuen dürfen sie sich auf neue Wege und Formen der Zusammenarbeit und zuversichtlich sollen sie in die kommende Zeit gehen: „mit Spaß“. Begleitet werden sie fortan von Pastorin Barbara Wündisch - Konz.
Vollbesetzt war das Uttumer Gemeindehaus bei der Teetafel im Anschluss zu dem Festgottesdienst. Es war Gelegenheit, den Neuanfang zu feiern und sich nahe zu kommen als zusammenwachsende Gemeinschaft von vier Krummhörner Kirchengemeinden.
19.06.2023 Text und Foto: Hartmut Schaudinn
Fünf Tage Augsburg und zurück
Sie firmiert unter dem Namen „5-Tage-Fahrt“ und gehört seit vielen Jahren zum festen Jahresprogramm der Kirchengemeinde Uttum. Mit dem Reisebus geht es in die verschiedenen Regionen und Städte Deutschlands. Diesmal führte die Fahrt vom 5.-9. Juni 2023 nach Augsburg.
Die Reise von Uttum nach Augsburg ist lang, aber lohnend. Immerhin verbindet sich für Mitglieder der Evangelischen Kirche mit Augsburg die Erinnerung an das Augsburger Bekenntnis. Es wurde am 25. Juni 1530 an Kaiser Karl V überreicht und warb um dessen Akzeptanz für die Änderungen des kirchlichen Lebens, die im Gefolge der Reformation in allerlei Regionen Deutschlands vollzogen worden waren. Eine bedeutende Rolle spielte es im Jahr 1555, als wiederum in Augsburg der nach der Stadt benannte Augsburger Religionsfriede geschlossen wurde. Dieses Reichsgesetz des Heiligen Römischen Reiches gestand den „Neugläubigen“ ihre Besitzstände sowie freie Religionsausübung zu und ermöglichte eine lange Friedensperiode. Kein Wunder also, dass bis heute in vielen lutherischen Kirche das Augsburger Bekenntnis als Bekenntnisschrift gilt.
Diese Ereignisse sind lange her, und noch einen Tick älter ist die Fuggerei, welche die Reisegruppe am zweiten Reisetag besuchte. Die Fuggerei ist die älteste Sozialsiedlung der Welt. Gestiftet von dem Kaufmann Jakob Fugger wurde sie in den Jahren von 1514 bis 1523 für schuldlos verarmte Augsburger Bürger. Sie sieht nicht mehr aus wie ehedem, doch sie besteht bis heute, und die Jahresmiete beträgt sagenhafte 0,88 Euro. Auch nicht mehr original erhalten, aber gelungen rekonstruiert ist der Goldene Saal im Rathaus der Stadt. Der Besuch dieses in der Spätrenaissance entstandenen Prunksaals gehört zum „Pflichtprogramm“ jeder Stadtführung. Denkt man an die jüngere Geschichte, dann verbindet sich mit Augsburg die Firma Messerschmitt (Flugzeuge) sowie MAN (Maschinenfabrik Augsburg - Nürnberg).
Doch nicht nur in Augsburgs City, sondern nicht weniger in der näheren wie weiteren Umgebung gibt es viel zu entdecken. Die Reisegruppe besuchte den Eiskanal, der für die olympischen Spiele 1972 eigens errichtet wurde. Seither werden dort Meisterschaften im Kanuslalom ausgetragen. In Ulm wurde das Ulmer Münster besichtigt, dessen Kirchturm mit 161,53 Metern der höchste der Welt ist (hinauf konnte man auf Grund von Bauunterhaltungsmaßnahmen gerade nicht). In Blaubeuren wurde der Blautopf in Augenschein genommen, die Quelle des Flüsschens Blau, die sich immer wieder auffallend blau färbt. Und eine Rundfahrt um Starnberger See und Ammersee erfreute das Herz durch herrliche Ein- wie Ausblicke.
Keinesfalls fehlen durfte der Besuch der Augsburger Puppenkiste. Dort gab es viel zu erfahren über die Kunst des Marionettenbaus sowie des Puppenspiels. Wer hätte gedacht, dass es je nach nach Machart bis zu vier Personen braucht, um einer einzigen Marionette Leben einzuhauchen? Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer, Urmel aus dem Eis und viele mehr sind im Puppentheatermuseum prachtvoll in Szene gesetzt und wecken bei den älteren Reisenden Erinnerungen an frühe Fernseherfahrungen.
Fünf Tage auf Reisen vergehen wie im Flug. Doch reich ist man geworden: an freudigen zwischenmenschlichen Begegnungen, an Eindrücken von Land und Leuten, an Geschichte(n) und Geschichtchen.
13.06.2023
Text und Foto: Hartmut Schaudinn
"Dona nobis pacem": Auftakt des Orgelfrühlings 2023 in Uttum
„Sie war müde geworden“ erinnert sich Léon Berben. Die Rede ist von der Uttumer Denkmal- Orgel, wie er sie bei seinem Konzert an diesem Instrument im Mai 2019 vorfand. „Sie war Immer noch exzellent im Klang, und es war immer noch eine Freude, sie zu spielen und zu Gehör zu bringen“. Aber eben: frisch war sie nicht mehr, denn seit ihrer Restaurierung durch Jürgen Ahrend und Gerhard Brunzema 1956/57 war viel Zeit verstrichen.
Und heute, an diesem Dienstagabend, dem 9. Mai 2023, beim Eröffnungskonzert des 20. Krummhörner Orgelfrühlings? Da ist sie wieder ganz die Alte und doch wie neu. Klar und brillant schwingen ihre Töne durch das alte Kirchenschiff. Zu verdanken ist es der meisterhaften Restaurierung des Instruments durch Orgelbauer Hendrik Ahrend und sein Teams in den Jahren 2020/21.
„For these distracted times“ hat Léon Berben sein Konzertprogramm überschrieben. „Für diese beunruhigenden und verwirrenden Zeiten“. Nicht zufällig korreliert dieser Titel zum Motto des Orgelfrühlings, das wiederum nicht zufällig gewählt ist: „Dona nobis pacem“ (Gib uns Frieden). Der Krieg in der Ukraine und nicht nur dort war es, der dieses Motto auswählen ließ, erläutert Pastor Siek Postma als Leiter des Orgelfrühlings den Gästen des Eröffnungskonzertes. Gefährdet ist der Friede auf Erden zu jeder Zeit und ist keine Selbstverständlichkeit. Dazu gäbe es die bekannten weiteren offenen Fragen und Sorgen zum Leben der Menschheit und zur Zukunft des ganzen Planeten. All das quäle viele menschliche Gemüter.
Für den Synodalverband Nördliches Ostfriesland als Veranstalter des Orgelfrühlings nahm Präses Frank Wessels diesen Faden auf. Er wünsche, dass der Friede, den Gott seinen Menschen zusagt, beflügelt durch den Orgelklang Einzug in die Herzen der Anwesenden halte. Damit allein werde noch kein Krieg beendet und keine Gewalttat verhindert. Aber ohne den Frieden im Herzen wird auch kein Friede in der Welt.
Solchermaßen eingestimmt folgt eine Sternstunde des Orgelklangs. Virtuos gleiten die Finger Léon Berbens über die Tasten und gekonnt werden die Register eingesetzt. Eintauchen dürfen die Besucherinnen und Besucher in all die Klangfarben und die Klangfülle der verhältnismäßig kleinen Uttumer Orgel, dürfen sich verleiten lassen, dem Frieden Raum zu geben in ihren Herzen und ihn nach Ende des Konzerts mitzunehmen für sich und ihn weiter zu sagen und zu tragen hin zu ihren Mitmenschen.
Kein Applaus unterbricht das Konzert, erst ganz am Schluss brandet er auf und dann noch einmal nach einer wohldosierten Zugabe. Dankesworte werden von Siek Postma ausgesprochen, dem Künstler des Abends zuerst wie in der Folge auch der gastgebenden Uttumer Kirchengemeinde, denn zum Ohrenschmaus hinzu kommt dank der mit Blüten und Blumen geschmückten Kirche der Augenschmaus. Und ein weiterer Schmaus folgt: Traditionell sind die Gäste des Abends eingeladen zum Bleiben und Verweilen bei einem im Gemeindehaus offerierten Imbiss. Viele machen Gebrauch davon.
Text und Foto: 10. Mai 2023 Hartmut Schaudinn
"Wenn nicht jetzt, wann dann?"
So sprach es Pastorin Barbara Wündisch - Konz aus Anlass ihrer Bewerbungspredigt in Visquard am Sonntag, dem 16. April 2023 aus. Und so tat sie es: Sie legte ihr Predigtkonzept beiseite und predigte frei. „So sind Sie es ja wohl von Heike Schmid gewohnt“,richtete sie sich an die zum Gottesdienst versammelte Gemeinde.
Bereits zum Juni vergangenen Jahres war Pastorin Heike Schmid in den Ruhestand eingetreten. Seither warten die Kirchengemeinden Visquard und Groothusen auf die Wiederbesetzung ihrer Pfarrstelle. Und noch länger wartet man im benachbarten Uttum. Die dortige Pfarrstelle ist seit Herbst 2019 vakant. Und nicht nur Uttum zählt ab sofort zum Aufgabenfeld jener Pfarrstelle, auf die sich Barbara Wündisch - Konz bewirbt. Auch Manslagt wird hinzutreten, sobald die dortige Pfarrstelleninhaberin in den Ruhestand eintritt.
„Zu viert auf einem gemeinsamen Weg“: So stellt sich Wündisch - Konz die Zukunft der Gemeinden vor. Es wird nicht alles bleiben können wie es ist bzw. wie es war. Es muss in neuen Strukturen neu gedacht, neu geplant und neu gearbeitet werden. „Herzenssache sei ihr das“, führt die Predigerin aus, und Herzenssache solle und müsse es auch den Menschen in den vier Gemeinden sein, die sich nun auf einen gemeinsamen Weg begeben. Anders könne es nicht gelingen. Zuversicht verleihen die Worte des Predigttextes (5. Buch Mose 30, 11-14). Denn dieser gemeinsame Weg wird eröffnet durch das Wort des Herrn, durch seine Gebote und seine Weisung. Und dieses Wort, das ist nichts, was kein Mensch verstehen oder begreifen könnte. Sondern , es ist „ganz nahe bei dir, in deinem Munde, in deinem Herzen, dass du es tust.“
Gelegenheit, sich über das Wie und Wohin des gemeinsamen Weges auszutauschen gab es für die zahlreichen Besucher*innen des Gottesdientses beim „Koffje noat Kark“.
Gespannt darf man sein auf das Ergebnis der Pfarrwahl am 7. Mai 2023, die in den Kirchengemeinden Visquard und Groothusen durchgeführt wird. Läuft alles nach Wunsch, so wird der Einführungsgottesdienst von Pastorin Barbara Wündisch - Konz am 18. Juni 2023 in der Uttumer Kirche stattfinden.
22.04.2023 Hartmut Schaudinn