Kanzel, Kirchenratsbank, Abendmahlstafel
1580 - 1584 - 1588: Diese drei Jahreszahlen markieren die Umgestaltung der ehemaligen St. Paulus - Kirche, die eine der sieben Propsteikirchen des Bistums Münster war, zu einer reformierten Predigtkirche.
Das Zentrum des Kirchraums bildet seither die in Renaissanceformen gehaltene Kanzel aus dem Jahr 1580. Sie befindet sich azf der Südseite des Kirchenraumes. Um sie herum versammelt sich die Gemeinde. Entsprechend ist das Gestühl angeordnet. Prediger und Predigerin sind von allen Plätzen aus gut zu sehen und zu hören. "Selig sind, die Gottes Wort hören und bewahren", so steht in niederdeutscher Sprache auf dem Kanzelkorb geschrieben.
Auf der Westseite des Kirchenraumes - zum Turm hin - findet sich die Presbyterbank aus dem Jahr 1584. Sie stimmt gestalterisch in vielen Einzelheiten mit der Kanzel überein, so dass beide vermutlich aus der gleichen Werkstatt stammen.
In der Literatur wird gelegentlich vermutet, dass dieser Dreisitz auch der Feier des Abendmahls diente. In der Mitte saß der Pastor, links und rechts davon saßen die Kirchenältesten, die den Brotteller und den Kelch an die um den (nicht mehr vorhandenen) Truhentisch versammelten Gemeindeglieder reichten.Gestützt wird diese Vermutung durch den aus dem gleichen Jahr stammenden Abendmahlsbecher sowie die Tafel mit den Einsetzungsworten zum Abendmahl aus dem Jahr 1588.
Im Jahr 2015 war die Uttumer Kirchenratsbank Teil der vom Norder Teemuseum veranstaltenen Ausstellung "Auch Friesland wünscht Diener des Wortes" - Schlaglichter aus dem Reformationsjahrhundert in Ostfriesland.
Auf der Nordseite der Kirche findet sich eine hölzerne Tafel mit den Einsetzungsworten zum Abendmahl in niederdeutscher Sprache aus dem Jahr 1588.
Dem Bilderverbot und der Betonung des Wortes Gottes zufolge ist sie ein typisches Zeugnis reformierten "Kirchenschmucks". Andernorts finden sich Schrifttafeln mit den Zehn Geboten, dem Glaubensbekenntnis und dem Liebesgebot.
Werden unterhalb der Einsetzungsworte die entsprechenden Bibelstellen genannt, so findet sich darüber ein Zitat aus Matthäus 24,13. Im Sockel findet sich Apostelgeschichte Kapitel 2 Vers 42.
Die Abendmahlstafel könnte ursprünglich eine Einheit mit der Presbyterbank gebildet und direkt über ihr gehangen haben.
Als typisch reformierte Schrifttafel war die Uttumer Abendmahlstafel im Calvin - Gedenkjahr 2009 Teil der Ausstellung "Calvinismus - Die Reformierten in Deutschland und Europa" im Deutschen Historischen Museum in Berlin, gemeinsam mit dem Abendmahlskelch. Vom 12.04.- 05.11.2017 ist sie wiederum in Berlin zu sehen, diesmal als Teil der Ausstellung "Der Luthereffekt. 500 Jahre Protestantismus in Europa." Die Ausstellung findet sich im Martin Gropius Bau und wird wiederum vom Deutschen Historischen Museum verantwortet.