Schulstein Uttum: Ältestes Zeugnis ostfriesischer Schulgeschichte

Nicht zum eigentlichen Inventar der Kirche gehört der sogenannte Schulstein. Er ist im Inneren der Kirche in die Wand eingelassen (beim Zutritt von außen linker Hand vom Kircheneingang). Er gilt als ältestes Zeugnis ostfriesischen Schulgeschichte und berichtet vom Bau einer Schule in Uttum im Jahr 1580 n. Chr.. Es handelt sich um den Giebelstein eines Gebäudes, dass es schon lange nicht mehr gibt. Und auch eine Schule gibt es in Uttum seit Mitte der 1960er Jahre nicht mehr. 

Der Platz des Schulsteins in der Kirche ist aus zwei Gründen gut gewählt.

Zum einen waren die Dienste der Pastoren und Lehrer lange Zeit eng miteinander verbunden. Aus dem Jahr 1584 stammt die Nachricht, dass in Uttum zwei Prediger gleichzeitig ihren Dienst versahen: Conrad Ebenius und Nicolaus. Von letzterem heißt es, er sei Ludimagister und Pastoris Collega gewesen. Von etwa 1584 an oder bald nachher ist die Stelle des zweiten Predigers in die Stelle eines Lehrers und Organisten umgewandelt worden - eine Personalunion, die über Jahrhunderte Bestand haben sollte. 

Zum anderen war Bildung eines der großen Anliegen der Reformation. Philipp Melanchton, Reformator und Wegbegleiter Martin Luthers, späterhin „Lehrer der Deutschen“ genannt, war davon überzeugt, dass jeder die Bibel selbst lesen und sich mit seinem Glauben auseinandersetzen sollte, um ein mündiger Christ zu werden. Jedes Kind sollte – unabhängig vom sozialen Stand – eine elementare Bildung erhalten. In der Folge waren die Reformatoren unermüdlich an zahlreichen Schulgründungen und der Umstrukturierung von bestehenden gemäß den humanistisch-reformatorischen Grundsätzen beteiligt. Der Bau bzw. Neubau einer Schule in Uttum fügt sich in dieses Gesamtbild.

Abmessungen: 86 x 43 cm

ANNO 1580
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IVRE ET TEMPORE
ANNO 1580
ALS CONRADUS EBENIUS PASTOR DIESER GEMEINDE WAR UND JOHAN MERTENS, DERCK JAKOPZ ZU MIDDELS KIRCHGESCHWORENE (waren) WURDE DIESE SCHULE GEBAUT ZU GOTTES EHREN UND WOHLFAHRT DER JÜNGEREN JUGEND
DURCH DAS RECHT UND DIE ZEIT

Hartmut Schaudinn

Letzte Bearbeitung: Oktober 2022