Historische Orgel Uttum


Die Orgel in der Uttumer Kirche gilt als eine der bedeutendsten Renaissanceorgeln, die noch weitgehend vollständig erhalten und spielbar ist. Die Orgel verfügt über neun Register auf einem Manual.

Disposition:

Praestant 8‘
Quintadena 16‘
Gedact 8‘
Quintadena 8‘
Octaaf 4‘
Octaaf 2‘
Sesquialtera II
Mixtur III-IV
Trompet 8‘

Manual: CDEFGA - c‘‘‘, kein Pedal

Klangeffekte: Trommel (2020 wiederentdeckt), Tremulant, Zimbelsterne

Weder über den / die Erbauer der Uttumer Orgel noch über ihre Entstehungszeit liegen Urkunden oder andere schriftliche Zeugnisse vor.

Aus dem Jahr 1584 ist die Nachricht erhalten, dass es einen Organisten in Uttum gab. Ebenso weist die Bauweise einiger Pfeifen in diese Zeit (oder davor) hin. So erscheint die Annahme eines Vorgängerinstrumente der heute sicht- und hörbaren Orgel als gesichert.

Der Hahn auf dem Mittelturm der Orgel führte zu der Vermutung, Jobst Maurits Hane (1613-1672) "zu Werff Leer und Uttum Häuptling" könnte der Stifter des Instruments gewesen sein. Gesichert ist diese Vermutung nicht.

Das Taufbuch der Kirchengemeinde Uttum verzeichnet für die Jahre 1676 und 1678 n. Chr. die Taufe zweier Kinder des Orgelmachers Johannes Paulli in Uttum. Von Leben und Werk dieses Orgelbauer ist wenig bekannt. Sein Aufenthalt in Uttum könnte ein Indiz dafür sein, dass er um die genannten Jahre herum die Orgel um- bzw. neu gebaut hat.

Im Jahr 1716 hat Baron Habbo Freyherr von Westendorph (1665-1737) "die beide Thüren ans Orgel in d. Kirche und sonsten machen lassen". Dieser Eintrag im Kirchenrechnungsbuch weist auf eine Reparatur der Flügeltüren und die farbliche Neufassung des gesamten Instruments hin. Im Totenschild des Freyherrn von Westendorph findet sich auch ein Hahn. So könnte der Hahn auf dem Mittelturm erst jetzt angebracht worden sein, ebenso wie einige andere Ausstattundsetails am Gehäuse.

Ursprünglich stand die Orgel auf einer Bühne an der Westseite des Kirchenschiffs, dicht an der Turmmauer. Seinerzeit waren Kirchenschiff und Turm durch eine große Rundbogenöffnung verbunden, Im Jahr 1827 n. Chr. erhielt der Orgelbauer Rohlfs aus Esens den Auftrag zu einer umfassenden Restaurierung der Orgel. Es stellte sich heraus, dass das große Geläut nicht allein den Kirchturm erschütterte, sonder ursächlich für Schäden und Mängel an der Orgel war. Es erfolgte die Verlagerung der Orgel an ihren heutigen Standort auf der Ostempore.

Über die nachfolgenden Jahrhunderte sind viele verschiedene Reparaturen belegt. In den 1920er Jahren gab es Pläne für einen Neubau. Das Vorhaben scheiterte an den nicht vorhandenen finanziellen Mitteln.

Eine erste umfangreichere Restaurierung erfuhr die Orgel 1956/57 durch die Orgelbauer Jürgen Ahrend und Gerhard Brunzema. Die Wiederherstellung der mitteltönigen Stimmung erwies sich als bahnbrechende Maßnahme.

Insbesondere durch die Tätigkeit von Prof. Harald Vogel erlangte die Uttumer Orgel in der Folgezeit neue Aufmerksamkeit nicht nur in Fachkreisen. Mittlerweile wird sie als Orgel von europäischer Bedeutung eingestuft.

Im Jahr 2020 wurde das Instrument durch Hendrik Ahrend und sein Team erneut und mit großem Erfolg restauriert.

Mehr zum Verlauf wie zum Ergebnis der Arbeiten findet sich hier.

Letzte Aktualisierung: Dezember 2021, Hartmut Schaudinn


Zum Nachhören: Orgel vor der Restaurierung. Krummhörner Orgelfrühling 2017, Sietze de Vries, Improvisationen zu Psalm 33

Zum Nachhören: Orgel nach der Restaurierung. Thiemo Janssen 2021 Sweelinck Toccata in G


Ansicht von Kirche und Orgel in den 1950er Jahren. Die heutige Farbgebung erfolgte 1971 im Zuge einer Erneuerung des gesamten Kircheninneren durch den Kirchenmaler Hermann Oetken (Delmenhorst). Sie wurde im Jahr 2021 durch Restaurator Dietrich Wellmer und Mitarbeiterin Linda Horn überarbeitet.- Foto: Archiv der Landeskirche